Induktionstelegraf
Jahr: 1833
Erfinder: Wilhelm Eduard Weber, Carl Friedrich Gauß
Erste Versuche
Carl Friedrich Gauß schuf mit seinem Kollegen Wilhelm Weber (geb. 1804) den ersten elektromagnetischen Telegrafen. Dieser bestand aus einer Induktionsspule mit Kommutator auf der Senderseite und einem Magnetometer auf der Empfängerseite. Bei dem Magnetometer handelte es sich um eine Erfindung Gauß', bei dem ein magnetisierter Stahlstab, in seiner Mitte durch ein „Schiffchen“ getragen, an einem Seidenfaden oder einem Stahldraht so aufgehangen wurde, dass sich der Stab horizontal drehen und auf den magnetischen Meridian einstellen ließ. An der Achse des Schiffchens war ein Spiegel angebracht. Durch ein Fernrohr ließ sich jede Änderung des Spiegels durch Lichtreflektion beobachten.
Gauß und Weber erweiterten die Magnetometer mittels Multiplikatorspulen zu Galvanometern. Sie wollten schließlich die Spiegelgalvanometer in Gauß' Sternwarte und in Webers Physikalischem Kabinett in Göttingen durch eine „galvanische Kette“, d.h. elektrischen Kette, verbinden. Unter der „galvanischen Kette“ verstand man die Zusammenschaltung von Stromquellen und Galvanometern durch eine „Drahtverbindung“. Über die Dächer der Stadt wurden über 5000 Fuß ein doppelter Bindfaden, an dem ein starker Eisendraht befestigt war, gespannt.
Geräteaufbau
Dieser Versuch erfüllte anfangs keine telegrafischen Zwecke, aber Gauß schrieb 1833, dass er „wünsche […] zu versuchen, sie zu telegraphischen Zeichen zu gebrauchen, wozu [er] sich eine Methode ausgesonnen habe“. Daher statteten sie ihr Instrument mit einem Kommutator, der augenblicklich die Richtung des Stromes umkehren konnte, und mit einem „Induktor“ auf der Senderseite, aus. Der Induktionsapparat bestand aus einer Spule aus Kupferdraht, die auf einen Magnetstab gesteckt wurde und durch Bewegen des Stabes nach Oben oder Unten entstanden kurze Stromimpulse, die durch die Leitung zum Empfänger übertragen wurden. Durch das Ausschlagen des Stahlstabes nach links oder rechts gab es 25, also 32 Kombinationsmöglichkeiten: „C“ und „K“ sowie „F“ und „V“ erhielten die gleichen Kombinationen, „Q“, „X“ und „Y“ fehlten und die Ziffern 1 bis 10 waren zusätzlich. „A“ war ein Ausschlag nach rechts; „E“ ein Ausschlag nach links; „C“ waren drei Ausschläge nach rechts, usw.
vgl. Aschoff, Volker: Geschichte der Nachrichtentechnik. Band 2: Nachrichtentechnische Entwicklungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Berlin 1995, S. 68–71 und 95–114.
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