Elektrostatischer Telegraf

Kategorie: Elektrische Telegrafie | Ausgestellt in Vitrine 2: Telegrafie 1

Modell eines elektrostatischen Telegrafen Technische Zeichnung

Jahr: 1816
Erfinder: Francis Ronalds

Francis Ronalds (1788–1873) begann 1816 mit ersten Versuchen mit elektrischen Telegrafen. Nachdem er Freilandversuche angestellt hatte, bei denen er Strom über 12 km transportieren konnte, erkannte er, dass man Elektrizität für die Nachrichtenübertragung verwenden konnte.

Funktionsweise

Für seinen Telegrafen benötigte er zwei Uhrwerke, auf denen je eine Signalscheibe aus Messing befestigt war. Auf dem äußeren Rand der Signalscheibe waren zweimal die Ziffern von 1 bis 10 geschrieben. Auf einem mittleren Kreis waren die wichtigsten 20 Buchstaben eingraviert und vom Mittelpunkt gingen strahlenförmig 10 Anweisungen weg: Prepare, Dictionary, Note letters, Note Figures, Annul. Word, Annul. Sent., Finished, Rep. Word, Rep. Sent. und Ready.

So waren sowohl eine buchstabenweise Übertragung (Note letters) als auch eine Übertragung von Kombinationen möglich, die mit Hilfe eines Codebuches (Dictionary) entschlüsselt werden konnten. In letztem Fall wurden drei Ziffern übermittelt, deren erste für eine der zehn Seiten, die zweite für eine der zehn Zeilen und die dritte für eine der zehn Spalten stand.

Auf der Signalscheibe war eine Messingdrehscheibe, die einen sektorförmigen Schlitz hatte. Durch den Schlitz konnte man eine Ziffer, einen Buchstaben und eine Anweisung erkennen. Jede Signalscheibe wurde durch eine vom Uhrwerk angetriebene synchron umlaufende Welle gedreht. Wichtig war die phasengetreue Übereinstimmung der beiden Signalscheiben des Senders und des Empfängers.

Den Beginn einer Korrespondenz machte man durch die Anweisungen „Prepare“ bzw. „Ready“ deutlich. Die Uhrwerke trieben die Signalscheiben kontinuierlich an. Erschien auf der Senderseite das gewünschte Zeichen, drückte der Sendende eine Taste, wodurch die Kügelchen der Elektrometer sowohl auf seiner Seite als auch auf Empfängerseite zusammenfielen. Dadurch wusste der Empfänger, dass das durch den Schlitz zu sehende Zeichen, zu notieren war.

Wirkung

Anders als Soemmerring benötigte Ronalds nicht für jeden Buchstaben einen eigenen Draht, sondern es war insgesamt nur eine Doppelader von Nöten. Doch trotz der Vorteile durch den geringen Materialaufwand und die einfache Bedienung, kam es nie zu einer praktischen Anwendung.

vgl. Aschoff, Volker: Geschichte der Nachrichtentechnik. Band 2: Nachrichtentechnische Entwicklungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Berlin 1995, S. 30–40.