Schreibtelegraf (Morse)
Jahr: 1837
Erfinder: Samuel Finley Breese Morse
Biografischer Kontext
Samuel Finley Breese Morse (1791–1872) war eigentlich Maler und doch hat er die Telegrafie auf entscheidendste Weise vorangebracht. Als Porträt- und Historienmaler verzeichnete er allerdings nur minderen Erfolg. 1829 trat er eine Reise nach Europa an und besuchte u.a. Paris, wo er den Chappeschen Telegrafen in Betrieb sah. 1832 bestieg er den Dampfer zurück in seine Heimat. Mit an Bord war Dr. Charles T. Jackson, der in Europa Vorlesungen über Elektromagnetismus hörte, und darüber mit Morse ins Gespräch kam. Sofort soll dieser die Idee eines schreibenden Telegrafen mittels eines Elektromagneten gehabt haben. Dennoch sollte es noch fünf Jahre dauern, bis er ein erstes funktionsfähiges Versuchsmodell baute und weitere sechs Jahre vergingen bis zur ersten praktischen Erprobung. 1835 wurde er zum Professor an die New York University berufen. Finanziell abgesichert konnte er sich nun seiner Idee des Telegrafen widmen.
Funktionsweise (Bild 1)
In einem an einem Tisch angeschraubten hölzernen Rahmen ist eine Querleiste angebracht, in deren Mitte ein Elektromagnet E befestigt ist. In der Mitte der oberen Randleiste ist ein Pendel drehbar gelagert, das am unteren Ende einen Schreibstift G trägt. Gegenüber den Polschuhen des Elektromagneten ist an dem Pendel ein Weicheisenanker befestigt. Wird der Elektromagnet erregt, zieht er das Pendel an und der Schreibstift wird (senkrecht zur Zeichnungsebene) nach hinten bewegt.
Unterhalb des Schreibstiftes ist eine Rolle N angebracht, über die durch ein Uhrwerk W ein Papierstreifen P von links nach rechts bewegt wird. Wenn ein kurzer Stromstoß durch die Wicklung des Elektromagneten geschickt wird, dann "schreibt" der Telegraf eine Zacke, bei mehreren aufeinanderfolgenden Stromstößen eine entsprechende Zahl aneinandergereihter Zacken. Diese Zacken dienten zur Darstellung dekadischer Zahlen, die mit einem telegrafischen Wörterbuch korrespondierten, s. Bild 2.
Um eine möglichst gleichmäßige Zick-Zack-Schrift zu erreichen, wurden die aufeinanderfolgenden Stromstöße von einem besonderen Sendegerät ausgelöst, das in Bild 1 unterhalb des Schreibgerätes gezeigt wird. In der Rinne eines Stabes S sind "Typen" aneinandergereiht, die mit einer der jeweiligen Ziffer entsprechenden Zahl von Nocken versehen sind. Wird der Stab mit den Typen durch ein von einer Kurbel K angetriebenes Transportband gleichmäßig weiterbewegt, dann wird das Ende A eines zweiarmigen Hebels bei jeder Nocke etwas angehoben; dadurch taucht ein am anderen Ende des Hebels angebrachter Drahtbügel in zwei mit Quecksilber gefüllte Näpfchen gg und schließt kurzzeitig die Batterie B an den Elektromagneten an. Dadurch wird eine Zacke auf den Papierstreifen "geschrieben".
Die Vorteile des elektromagnetischen Telegrafen von Morse gegenüber optischen Telegrafen waren enorm. Er war unabhängig von Wettereinflüssen und Tageslicht. Die Nachricht blieb zwischen Sender und Empfänger geheim.
vgl. Aschoff, Volker: Geschichte der Nachrichtentechnik. Band 2: Nachrichtentechnische Entwicklungen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Berlin 1995, S. 190–196.
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