Aachener Eisenbahntelegraf

Kategorie: Elektrische Telegrafie | Ausgestellt in Vitrine 3: Telegrafie 2

Jahr: 1843
Erfinder: Charles Wheatstone

Zwischen Aachen und der belgischen Grenze musste eine Eisenbahn auf relativ kurzer Strecke 70 m Höhenunterschied überwinden. Daher wurde der Zug mit einem endlosen Seil – angetrieben von einer stationären Dampfmaschine – nach Ronheide emporgezogen. In diesem Fall spricht man von einer „geneigten Ebene“. Das erforderte eine relativ schnelle Kommunikation zwischen dem Eisenbahnpersonal unten und dem Maschinenbediener oben. Dies sollte ein aus England eingeführter Telegraf leisten.

Funktionsweise

Aufgrund der erforderlichen Einfachheit wurde der Wheatstonesche Zeigertelegraf verwendet. Mittels Elektromagnet konnte ein Zeiger vor einer Scheibe, die mit Buchstaben, Ziffern oder Symbolen versehen war, schrittweise bewegt werden. Dazu brauchte es keine spezielle Ausbildung, denn die gewünschten Zeichen wurden nicht dekodiert, sondern direkt angezeigt. Außerdem brauchte der Zeiger-Telegraf nur eine Hin- und Rückleitung, was Kosten einsparte.

Für den Fall der „geneigten Ebene“ brauchte es zudem nur wenige Signale, weshalb sich Wheatstone auf fünf Buchstaben und ein Kreuz beschränkte. Jedes Signal bestand aus zwei Buchstaben. Nach jedem Signal musste der Zeiger auf dem Kreuz ruhen, um das Ende des Signals anzuzeigen. Wurden weniger oder mehr als zwei Buchstaben übertragen, deutete das auf einen Bedienungs- bzw. Übertragungsfehler hin und das Signal wurde als ungültig erklärt.

Das Ganze hatte Vorbildcharakter, denn auch andere Eisenbahngesellschaften in Europa erkannten den Nutzen und nahmen einen elektromagnetischen Telegrafen in Betrieb.

vgl. Aschoff, Volker: Der Aachener Eisenbahntelegraph von 1843. In: Nachrichtentechnische Zeitschrift 43 (1993) H. 5, Sonderdruck, S. 1–4.