Siemens-Hell-Fax KF 108

Kategorie: Fernschreiben und Fernkopieren | Ausgestellt in Vitrine 15: Bildtelegrafie

Jahr: 1958
Hersteller: Siemens AG

Historischer Kontext

Obwohl die Faksimile-Technik schon seit mehr als 100 Jahren bekannt war, gelang es erst Ende der 1950er Jahre, brauchbare Geräte zu schaffen. Bei den damals gebräuchlichen Faksimilie-Schreibern wurde – mit Ausnahme einiger Systeme, die nach dem Filmverfahren arbeiteten – zum Empfang Spezialpapier verwendet. Die 1958 am weitesten verbreiteten Aufzeichnungsverfahren waren das Einbrennverfahren und das elektrolytische Verfahren, bei denen elektrisch-empfindliches Papier verwendet wurde. Der Wunsch nach einer Aufzeichnung auf einfaches Schreibpapier war schon so alt wie die Faksimile-Technik selbst. Zu seiner Verwirklichung wurde im Laufe der Jahre eine Anzahl von Verfahren erdacht, die jedoch alle in den Anfängen steckenblieben. Mit dem Siemens-Hell-Fax – von der Firma Dr.- Ing. Rudolf Hell entwickelt – konnte der Aufwand für Spezialpapier erspart werden, weil die Nachricht von einem elektro-magnetischen Schreibsystem auf einfaches Schreibpapier aufgezeichnet wurde. Das Gerät wurde von Siemens & Halske hergestellt.

Funktionsweise

Dasselbe Gerät konnte als Sender oder Empfänger arbeiten. Wollte man eine Nachricht, z. B. ein Schriftstück oder eine Skizze, übertragen, so legte man das mit der Nachricht versehene Papier um die Bildtrommel. Eine fotoelektrische Abtasteinrichtung, bestehend aus Bildlampe, Kondensor, Blende, Optik und Fotozelle, „las“ die Nachricht von der Bildtrommel ab. Die Trommel wurde beim Senden während jeder Umdrehung um eine Abtastlinie (0,2 mm) in axialer Richtung weitergeschoben und die Nachricht somit in engen Zeilen an der Abtasteinrichtung vorbeibewegt.

Der Empfänger der Nachricht legte ebenfalls ein Papier um die Bildtrommel; jedes Schreibpapier (Format 148 x 219 mm) konnte dazu verwendet werden. Die Empfangstrommel wurde mit gleicher Drehzahl (187,5 U/min) und gleichem Vorschub (0,2 mm je Umdrehung) wie die Sendetrommel angetrieben. Die beim Empfänger ankommenden Wechselspannungen wurden verstärkt, gleichgerichtet und in „Schwarz-Weiß“-Stromschritte umgesetzt. Die Stromschritte steuerten ein elektromagnetisches Schreibsystem, das die Nachricht auf das Empfangspapier aufzeichnete.

Der Faksimile-Schreiber übertrug „Schwarz-Weiß“-Konturen formgetreu. Es war damit möglich, Schecks oder andere Schriftstücke, die verbindliche Unterschriften enthielten, zu übermitteln. Auch Wetterkarten, Skizzen oder (vergrößerte) Fingerabdrücke konnten bequem und schnell übermittelt werden. In dem Begriff „Schwarz-Weiß“-Konturen waren farbige oder grau gehaltene Kontraste eingeschlossen. Der Faksimile-Schreiber wertete auch bunt gehaltene Nachrichten (z. B. Farbstift auf farbigem Papier) aus, soweit genügend große Kontraste zwischen Untergrund und Aufzeichnung vorhanden waren; er übertrug sie als „Schwarz-Weiß“-Nachricht zum Empfänger.

vgl. Klenk, Eberhard: Der Faksimile-Schreiber „Siemens-Hell-Fax“. In: Siemens Zeitschrift (1958), H. 4, S. 190f.