Optische Telegrafie in der Antike

Kategorie: Nichtelektrische Nachrichtentechnik | Ausgestellt in Vitrine 1: Nichtelektrische Nachrichtentechnik

Griechische Fackeltelegrafie Limes-Wachtürme auf der Trajanssäule Römische Fackeltelegrafie

Jahr: 100–300

Der Telegrafencode des Polybios (2. Jh. v. Chr.)

Auf der Senderseite waren zwei mannshohe Sichtblenden installiert, hinter denen Fackelträger standen, sodass nur das Feuer zu sehen war. Der Empfänger beobachtete die Fackeln mit zwei Diopterröhren. Als Grundlage zur Entzifferung dienten fünf längliche Codetafeln, auf die die 24 Buchstaben des griechischen Alphabets gleichmäßig verteilt waren. Die linke Sichtblende auf der Senderseite zeigte die entsprechende Tafel an, die rechte Sichtblende die Zeile. Vorteilhaft war, dass die Position des Buchstabens auf den Tafeln nicht mit dem Erscheinen bzw. Verschwinden einer einzigen Fackel angezeigt wurde (Seriencode), sondern mit mehreren Fackeln gleichzeitig (Parallelcode). Erstens konnten Buchstaben so schneller übertragen werden und zweitens minimierten zwei Sichtblenden Verwechslungen zwischen der Nennung von Tafel bzw. von Zeile. Ein heutiger Versuch hat gezeigt, dass ohne Übung etwa acht Buchstaben pro Minute übertragen werden konnten.

Die Wachtürme am Limes (113 n. Chr.)

An der Nordgrenze des römischen Reiches (zwischen Rhein und Donau) wurden in einem Abstand von 200m bis 1 km Wachtürme gebaut, von denen aus der Grenzverlauf beobachtet wurde. Aus den antiken Quellen ist zu schließen, dass an jedem einzelnen Turm eine Fackel angebracht war, die wohl zur Nachrichtenübertragung diente.

Der „Fernschreiber“ des Sextus Julius Africanus (3. Jh. n. Chr.)

Das griechische Alphabet wurde auf drei längliche Tafeln zu je acht Buchstaben verteilt. Diese wurden auf der Empfängerseite aufgestellt. Für jede Tafel stand auf der Senderseite ein Fackelträger. Dieser erhob seine Fackel zwischen einem und achtmal und zeigte so die Zeile „seiner“ Tafel an. Es handelt sich hier um einen seriellen Code, der im Vergleich zu Polybios mehr Zeit in Anspruch nahm. Die Quellen lassen den Schluss zu, dass der Empfänger die Nachricht seinerseits zur nächsten Fackelstation übertragen konnte.

vgl. Aschoff, Volker: Geschichte der Nachrichtentechnik. Band 1: Beiträge zur Geschichte der Nachrichtentechnik von ihren Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts. Berlin 1984, S. 38ff., 49-52 und 58f.